Die Wurzeln unserer Firma Teil I

Herbst 2001
Verschiedentlich konnten Sie im Settelen perseenlig bereits Hinweise zur Gründung unserer Firma lesen ­die Übernahme der Basler Tramomnibus Gesellschaft durch Julius Settelen eine Gründung, die so eigentlich weder gewünscht noch geplant war. Der Unternehmer Henri Imhoff-Schuhmacher eröffnet am 11. Juli 1881 sein «Resslidram» ohne jegliche Feierlichkeit, denn Regierung und Stadtparlament haben diesem «Service Public» nur widerwillig zugestimmt. Die heute beginnende Artikelserie ist der Person und dem Werk von Henri Imhoff gewidmet, der innerhalb von wenigen Monaten diese, aus damaliger Sicht grossartige Einrichtung aus dem Boden stampft.

Henri Imhoff wird 1828 in Soyhières als jüngstes von acht Kindern geboren. Seine Eltern betreiben dort eine Schmiede und eine Sägemühle. Henri lernt Schmied und geht auf die Walz. 1852 arbeitet er an der Basler Lottergasse (seit 1861 Spitalstrasse). Ein Jahr später heiratet er die Elsässerin Marie-Anne Schuhmacher. 1856 mietet er von Emanuel Schneider-Plattner, einem Hufschmied und Steinkohlenhändler, die Liegenschaft Nr. 852 an der Steinenthorstadt (später: Steinentorstrasse 16). Für das direkt am offenen Birsig gelegene Hinterhaus, bestehend aus Logis, Schmiede, Wagenwerkstatt und Schopf bezahlt Imhoff einen jährlichen Mietzins von Fr. 20500.­. Er übernimmt von E. Schneider zudem das Eisenlager. Für das neue Eisen bezahlt er Fr. 25.­-, für das alte Fr. 15.-­ und für Hufeisen Fr. 50.­- pro Zentner (damals 50 kg). D. h., ein Handwerker musste damals mehr als eine Stunde arbeiten, um ein Kilo Alteisen bezahlen zu können!

Imhoff ist ein ausserordentlich tüchtiger Fachmann und etabliert rasch einen bedeutenden Produktionsbetrieb von Pferdewagen aller Art. Ein regelmässiger und guter Kunde ist die Eidg. Postverwaltung, für die er sogar Postkutschen im Stil der Gotthardpost (8- oder 10-plätzige Coupé-Landauer) gebaut haben soll. Quellen, die dies belegen, lassen sich leider keine mehr finden. Nachweisen lässt sich hingegen der Bau der zwei 3-plätzigen Postwagen Nr. 681 und Nr. 1281. Die als Fourgon B bezeichneten Fahrzeuge dienen der Beförderung von Post, Paketen, Gepäck und bis zu drei Passagieren. Während des Baus kontrollieren zwei Postexperten die Einhaltung der vertraglich vereinbarten Masse, die Materialqualität und die Arbeitsausführung. Die Endabnahme erfolgt in beiden Fällen ohne Vorbehalt und die beigelegten Garantie-Erledigungs-Formulare sind leer geblieben.

Imhoff entspricht kaum dem geläufigen Bild des hühnenhaften, kräftigen Schmiedes. Er ist mehr. Sein Enkel, Dr. med. Max Settelen, schildert ihn wie folgt: Er «war ein grosser, schöner Mann mit schlanken Händen, sehr imposant und äusserst tüchtig. Er hatte zeitlebens einen sehr starken welschen Accent.» Belege seiner ausgezeichneten konstruktiven und zeichnerischen Fähigkeiten sind zwei Kutschenentwürfe mit dem Prägestempel «Henri Imhoff, Carrossier, Bâle» im Museum für Kommunikation, Bern (Album CH 28, Blätter 23 und 24). Wahrscheinlich gehören diese Zeichnungen zu einer Offerte, die er bei der Generaldirektion der Eidgenössischen Post in Bern eingereicht hat. Unbekannt ist, ob die Fahrzeuge je gebaut worden sind.

Der Museologe Eduard Belser, Konservator des Kutschenmuseums Basel, verfasste zu den beiden Entwürfen einen sechsseitigen Bericht. Zum Blatt Nr. 24 schreibt er u. a.: «Die Mischform des Kastens ist einer eindeutigen Form "Bateau" gewichen, deren Leichtigkeit noch durch den ­ einschliesslich des unteren Teils der Türe, in zwei Stufen zurückgesetzten Fusskasten betont wird.

Der untere Teil des Fusskastens verschwindet optisch durch eine schwarze Lackierung noch zusätzlich unter dem Wagen. Diese Details stellen an das handwerkliche Können des Wagners und des für die Kastenspangen und Türbeschläge verantwortlichen Schmiedes bzw. Schlossers höchste Anforderungen, sollten die Türen auf die Dauer sauber schliessen und ohne zu klemmen zu öffnen sein. Die hintere, obere Kastenpaneele wurde mit einem modisch-verspielten Detail, einem ovalen sogenannten "opera window" ergänzt. Diese waren im europäischen Wagenbau wenig verbreitet. Amerikanische Wagenbauer verwendeten diese zusätzlichen Fenster jedoch gerne.»