Am 30. April 1937 gründeten die vier Umzugsprofis der Stadt die Genossenschaft «Möbeltransportverband Basel». Als Geschäftszweck wurde u.a. der Betrieb einer Wohnungsvermittlungsstelle genannt. Gleichentags schlossen die Genossenschafter mit der Werbeagentur A. & O. Zwahlen (AOZ) einen Vertrag ab. Im Auftragsverhältnis und auf reiner Erfolgsbasis richtete die AOZ an der Holbeinstrasse 68 einen Büroraum ein und ernannte Ariel L. Sutter zum Geschäftsführer.
Das Prinzip dieser Wohnungsvermittlung (WV) war denkbar einfach: Der Mietinteressent einerseits meldete seinen Mietwunsch bei der WV an. Dort erhielt er schriftlich die für ihn in Frage kommenden Objekte und die Adressen der Vermieter. Der Vermieter andererseits meldete seine freie Wohnung gegen eine Einschreibgebühr von 50 Rappen bei der WV an. Kam eine Vermietung zustande, so verpflichtete sich der Vermieter, die gebräuchliche Vermittlungsgebühr von 5% der Jahresmiete an die WV zu überweisen. Neue Mieter profitierten von einem lukrativen Angebot: Sie erhielten einen Gutschein über 50% der Umzugsspesen, den sie bei einem der vier Umzugsprofis einlösen konnten. Dem tit. Basler Publikum wollte sich die WV mit einer Inseratenkampagne vorstellen. Die bürgerliche Presse und der «Baslerstab» verweigerten kommentarlos die Annahme der Inserate. Um gleichwohl das Publikumsinteresse wecken zu können, wurde ein acht Meter langer, eisenbereifter Bahnmöbelwagen zum Werbeträger umgestaltet. Vier starke Rosse zogen diesen mindestens einmal wöchentlich einen Nachmittag lang unüberhörbar und unübersehbar durch die Stadt. Ausserdem liess die WV Plakate aushängen und Inserate im Wohnungsanzeiger des Kantonsblattes, in der Arbeiterzeitung sowie in der Mieterzeitung schalten. Die Inserate in der Arbeiterpresse dienten dem Hausbesitzerverein (HBV) als Vorwand für eine Hetzkampagne in ihrem Vereinsorgan «Der Hausbesitzer». Behauptet wurde z.B., sie (die Umzugsfirmen) würden «in rücksichtsloser Ausnützung» der «Notlage vieler Hausbesitzer» sich «einen Profit in den Sack [...] jagen». Kaum verdeckt rief der HBV zum Boykott auf. Unter dem Titel «Sage mir, mit wem Du gehst ...» stellte er die Umzugsfirmen sogar in die kommunistische Ecke und appellierte an die Solidarität der Hausbesitzer. Der Grund für diese Anwürfe dürfte man kaum in einer philanthropischen Anwandlung suchen der HBV betrieb selbst auch eine Wohnungsvermittlung.
Diesen Widerwärtigkeiten zum Trotz scheint die WV recht gut gestartet zu sein. Optimistisch meldete der Geschäftsführer den Partnern am 26. Juni 1937: 294 freie Wohnungen, 15 Ladengeschäfte, 12 Büros sowie 61 Mietinteressenten. Anfang September 1937 war die anfängliche Euphorie etwas gedämpft. Zwar verfügte die WV über 601 freie Objekte, wovon 98 von Architekten, Wohngenossenschaften und Liegenschaftsverwaltern stammten, vermittelt wurden aber in den zwei vorangegangenen Monaten lediglich 18 Objekte. Dabei ist zu beachten, dass diese Periode ausserhalb der Umzugstermine lag. Als Gründe für die geringe Zahl von Abschlüssen nannte der Geschäftsführer: «Viel zuwenig der meistgesuchten Zwei- und Dreizimmerwohnungen werden gemeldet, die gemeldeten sind oft ungünstig gelegen und stehen häufig schon lange leer.» Für die 4- bis 6-Zimmer-Wohnungen, die 40% des Angebotes ausmachten, bestand nur eine geringe Nachfrage. Viele Interessenten erwiesen sich zudem als insolvent. Ferner sollen sich die vermittelten Parteien oft an der WV vorbeigeeinigt haben.
Der Kommentar des Geschäftsführers wird durch die Tatsache bestätigt, dass die durchschnittliche Jahresmiete der leer stehenden 3-Zimmer-Wohnungen von Fr. 1380.- (1929) auf Fr. 968.- (1937) gesunken war - fast auf das Niveau von 1920.
Schon früh kam es zu Differenzen zwischen der AOZ und ihren Auftraggebern. Der Geschäftsführer war durch die Anfrageflut zeitlich überfordert. Es blieb ihm zu wenig Zeit, um bei potenziellen Vertragspartnern nachzufassen. Dies war nach Ansicht der Umzugsfirmen Ursache für den ungenügenden Erfolg. Die AOZ, auf Erfolgsbasis honoriert, beklagte sich über mangelnden Ertrag. Um das ausgegangene Werbematerial zu ersetzen, gewährten ihr die Partner widerwillig im Herbst 1937 ein Darlehen von Fr. 2000.- . Verärgert reagierten Sie, als die AOZ sich darum bemühte, in weiteren Schweizer Städten Wohnungsvermittlungen nach Basler Muster aufzuziehen, was ihr 1938 in Zürich gelang. Man war der Ansicht, die AOZ «solle zuerst in Basel ihre Verpflichtungen richtig erfüllen». Wie die Geschichte letztlich zu Ende ging, bleibt weitgehend im Dunkeln. Hatte Settelen 1937 gegenüber dem Vorjahr einen nochmaligen Auftragsrückgang von 5% hinnehmen müssen, so stieg 1938 das Auftragsvolumen um stolze 27%. Inwieweit die WV dazu beigetragen hat, ist heute unbekannt.
Gegen Ende der Dreissigerjahre zog die Konjunktur endlich wieder an, nicht zuletzt als Folge des Wettrüstens in Europa. In Basel gingen die Arbeitslosenzahlen vom Höchststand im Februar 1936 von 7698 Personen, also rund 10%, langsam, aber stetig zurück. Trotz der grossen Bautätigkeit stellte während der ganzen Krise das Bauhandwerk mit bis zu 30% der Stellenlosen das grösste Kontingent.
Wann die WV ihre Tätigkeit einstellte, ist nicht dokumentiert. Möglicherweise geschah dies in direkter Folge der Generalmobilmachung im September 1939. Der Möbeltransportverband wurde am 27. Dezember 1950 im Handelsregister gelöscht.